'Die Entwicklung der Erde'


Persönliche Vorbemerkung:
Wie in der Eingangs-Rubrik 'Intro' bereits angedeutet, ist davon auszugehen, dass alle unsere Krisen letztendlich in einer 'spirituellen Krise' ihre Begründung haben.
Diese spirituelle Krise ist m.E. unbedingt damit in Verbindung zu setzen, dass wir ein ungemein statisches und gewissermaßen 'totes' Empfinden und Denken (mitsamt einer damit korrespondierenden Wissenschaft) gegenüber den tieferen LEBENS-Zusammenhängen unserer Welt entwickelt haben.
Wer die Tiefe der Bedrohung, in der wir alle miteinander in diesen Zeiten und Tagen leben, auch nur ansatzweise erfasst hat, wird einer ungemein fundierten Darstellung einer im GEISTIGEN gegründeten WESENS-Welt vielleicht etwas abgewinnen können.
In der Hoffnung auf einen solchen 'Gewinn', möchte ich hier drei Auszüge aus dem bereits 1950 erschienenen Buch "Die Entwicklung der Erde" von G.Wachsmuth einbringen.

Wilfried Michalski


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Auszug aus S. 16
Dabei ist Bewußtsein nicht Produkt der Leiblichkeit, sondern Attribut der Wesen, die sich in den Erscheinungen manifestieren und sie herbeiführen. Die Bewußtseinsstufen der Wesen, welche die Evolution des Kosmos, der Erde, der menschlichen Leiblichkeit herbeiführten, ssen sehr viel höhere als die des Menschen sein, denn er selbst nnte dies nicht.

So kommen wir bei Betrachtung der Ganzheit wiederum zum Primat des Geistes zurück. Am Anfang waren Baumeister, nicht Bausteine. Und die Baumeister bleiben beim Werden des Baues dabei und lassen die Bausteine sich nicht von selbst zusammenfügen oder "kausal" verketten, vor allem nicht in den lebendigen Gestaltungen. Eine Betrachtung der Organismen von Welt, Erde und Mensch muß vom Primat des Geistes und des Lebens ausgehen, und wenn in diesem Werdeprozeß auch die toten Residuen des scheinbar Anorganischen in die Erscheinung treten, so können diese Abfallsprodukte nicht die Ausgangsmaterialien der Entwicklung, sondern nur Zwischenstufen sein, deren Tendenz zum Verfall, zum toten Gleichgewicht der Kfte, zur Entropie, die lebendige Ganzheit des Weltorganismus wie in allen Lebensvorgängen immer von neuem überwindet und dem Werdeprozeß eingegliedert.“

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Auszug aus dem Kapitel „der Mensch“ S. 120-123 in "Die Entwicklung der Erde"






Es ergibt sich vor allem die bedeutsame Frage, ob überhaupt die intensivste Verdichtung ins Materielle, Verknöcherte, Verfestigte, jeweils den typischen oder gar höchsten Entwicklungszustand einer Epoche darstellte? Nur die bis in die dichteste Leiblichkeit ausgebildeten Lebewesen sind aber in den geologischen Funden erhalten und auf diesen ist die heute meist übliche Stufenleiter der Entwicklung aufgebaut. Was sich in einer Entwicklungsepoche noch weich, plastisch, bildsam und zu vielfältiger Metamorphose fähig erhält, ist nicht in Knochenresten und Fossilien erhalten geblieben.

N
un wissen wir aber aus der Erforschung des Lebendigen, daß gerade die vom geistigen Aspekt am höchsten ausgebildeten Lebewesen, wie der Mensch, auch in der heutigen, ontogenetischen Entwicklung, im embryonalen Prozeß und der frühen Kindheit am längsten zögern, sich in Gestaltung, Fertigkeiten und einseitiger Spezialisierung festzulegen. Der Mensch bleibt im frühen Stadium viel länger verwandlungsfähig, unfertig, unbeholfen, unspezialisiert, als etwa das Tier. Auf diese Phänomene ist von Rudolf Steiner, von H. Poppelbaum, in neueren Publikationen auch von Portmann u. a. mit eindringlichem Forschungsmaterial hingewiesen worden. Es ringt sich jetzt die Erkenntnis durch, daß je höher der Entwicklungszustand eines Lebewesens ist, es um so länger zögert, sein Wesen in der Leiblichkeit festzulegen, zu vereinseitigen, zu typisieren, den Endpunkt der Gestaltungsmöglichkeit zu erreichen.

So ergibt sich auch für die Gesamtevolution eine ganz andere Anschauung der Entwicklungsphasen. wenn man von anorganischen oder organischen, von leiblichen oder geistigen Gesichtspunkten ausgeht. Die Tatsache, daß erst aus so späten Evolutionsphasen, wie dem Quartär, Knochenreste von Menschenleibern erhalten blieben, sagt nichts anderes aus, als daß erst dann das Menschenwesen sich so weit in einer verfestigten Leiblichkeit verkörpert hatte, daß von ihr nun eben auch Knochenreste noch auffindbar waren. Dabei sind letztere, wie wir nicht vergessen dürfen, nur Zufallsfunde, und Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, daß die von Paläontologen heute gefundenen Reste (Neanderthaler usw.) nicht einmal den höchsten damaligen Rassen zugehörten, sondern nur Seitensprossen aus der Gesamtevolution der Menschheit in der atlantischen Epoche darstellen. Was sich im Knochenrest durch geologische Epochen erhielt, waren gerade die allzu verdichteten, der Vereinseitigung und Verfestigung nach Art des Tierreiches mehr verfallenen Typen des Menschen, die im damaligen Evolutionsstadium auch auftraten. Sie sind Zerrbilder und Abfall einer viel umfassenderen menschlichen Evolution, die aus einer ganz andersartigen Ahnenreihurständet und die es in ihren höheren Repräsentanten in der Spätzeit der atlantischen Epoche bereits zu geistigen Fähigkeiten gebracht hatte, die nicht am Knochenbau der ihr nicht zugehörigen dekadenten Neanderthaler Typen abgelesen werden dürfen.
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Die geistige Evolution des Menschen ist untrennbar mit der Evolution des Gesamtorganismus der Erde verbunden, und alle im vorigen dargestellten Phasen des Erdenwerdens sind in ihren Entwicklungsschritten, Impulsen, ihrer finalen Zielstrebigkeit, ihren Metamorphosen und organischen Wandlungen von Anbeginn Glieder jener Einheit, die in der Evolution von Erde und Mensch veranlagt ist und sich als Werde- und Schicksalsgemeinschaft entfaltet. Das Menschenwesen ist geistiger Provenienz, und es wandelt seine Werdeprozesse, seine Inkarnationen in der leiblichen Gestaltung, seine Lebensvorgänge durch unzählige Metamorphosen, die mit den Kräften und Elementen im jeweiligen Stadium des Erdorganismus in Einklang stehen. Es findet seine Veranlagung schon in den Vorstadien und den Urzeiten der Entwicklung, in den "Wirkenssphären" höherer, nicht zur Leiblichkeit herabsteigender Wesenheiten, in den ersten polarischen und hyperboräischen Epochen zunächst in jenem ätherischen Bildekräftewirken, dann in einer den damaligen feinen Elementen entsprechenden Gestaltung im Umkreis, im mächtigen Hüllenbereich der Erde, wie auch die ersten vom Menschen abgesonderten Tier- und Pflanzengestaltungen gemäß der obigen Darstellung sich anfangs nur in jenen äußerst wandlungsfähigen Gebilden in der großen Biosphäre formen, umformen und wieder vergehen. Es entwickelt und metamorphosiert sich auch in all den weiteren, geschilderten Phasen, bis erst im Laufe der lemurischen Epoche eine Verbindung mit dem sich allmählich ausbildenden, aber noch so beweglich-plastischen Erdboden möglich wird. Es ist dies die Epoche des aus dem Umkreis sich nun dem Erdboden verbindenden Erdenmenschen.

Er wird, wie der Erdorganismus als Ganzheit, von den Gefahren der Verhärtung in der Mitte der lemurischen Zeit bedroht und wird, wie dieser, durch die Mondenherauslösung und durch neue Entwicklungsimpulse aus diesen allzu frühen Formungstendenzen befreit
. Im Gegensatz zum Tier- und Pflanzenreich, die nun mehr und mehr in Einseitigkeiten und Spezialisierung sich ausprägen, - im Tierreich gleichsam Karikaturen dessen, was aus dem Menschenwesen geworden wäre, wenn es diese Entwicklung mitgemacht hätte, - erhält sich das Menschenwesen auch bis in seine Leiblichkeit hinein noch durch lange Epochen eine einzigartige Bildsamkeit, damit aber auch die Fähigkeit, weitere Stufen der Ausbildung zu erreichen, die den anderen Lebewesen durch rascher fortschreitende Verfestigung und bleibende Formprägung verschlossen bleiben.
So liegt es im ganzen Duktus des Menschenwerdens. daß er erst wesentlich später, als die anderen Naturreiche, in ein Entwicklungsstadium tritt, wo feste Formen und ein verhärtetes Knochensystem ihre Reste zurücklassen, so daß wir sie heute auffinden können.
Die menschliche Knochengeschichte ist nicht seine Urgeschichte. Und so muß, wer nur die erstere betrachtet, auf die letztere, die wesentliche, verzichten. Denn diese ist geistiger Provenienz, urständet in der Ahnenreihe ihrer eigenen Wesenheit und führt durch viele Metamorphosen aus dem Übersinnlichen ins Sinnliche, durch ab
- und aufsteigende Stufenfolgen der Verbindung mit der Leiblichkeit zu jener heutigen Übergangsform des Ineinanderwirkens von Geistwesen und körperlicher Gestaltung, die in der Evolution des Menschenwesens gewiß auch nicht die letzte sein wird. Diese Metamorphosen im Verhältnis von Geistwesen, Bewußtseinszustand und Leiblichkeit lassen sich nicht aus einer geradlinig aufsteigenden Entwicklung des ersteren aus der letzteren ableiten, und auch unsere heutige Bewußtseinsform ist nicht einfach als eine höhere gegenüber derjenigen etwa des Menschen der atlantischen Epoche zu werten. Sie ist eine andersartige, die wiederum andersartigen weichen wird.

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Auszug aus „Das Wesenhafte in der Evolution“ S. 192-197  in "Die Entwicklung der Erde"





Es wurde oben bereits darauf hingewiesen, daß in den Werken der bedeutenden Forscher heute zwar wieder vom Anteil des "Geistigen", des "final" Zielstrebigen in den Naturprozessen gesprochen wird, daß aber dies zunächst nur Sammelbegriffe sind, die noch der konkreten Anwendung im realen und differenzierten Geschehen entbehren, und daß dies zu der Selbsttäuschung führen kann, als ob damit schon ein wesentlicher Schritt vorwärts getan sei. Wenn das Agens, das Wesenhafte in der Erscheinung, in unserer Anschauung Realitscharakter erhalten soll, so ist vor allem zweierlei notwendig: Eine konkrete Erforschung des Übersinnlichen, das im Sinnlichen am Werke ist, und eine Erkenntnis, ja sogar eine Art Terminologie der Wesenheiten, die im differenzierten Geschehen des kosmischen und irdischen Werdens und Lebens gestaltend tätig sind.
Schon seit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert hat Rudolf Steiner beide Forderungen erfüllt und den Weg erschlossen. Anknüpfend an die Morphologie und Metamorphosenlehre Goethes, zugleich umfassend geschult in den Forschungsergebnissen und Methoden unserer Zeit, zeigte er, daß die heutige Erkenntniskapazität des Menschen mit der einseitigen Begrenzung auf das Materielle und durch physische Sinnesorgane und Instrumente Wahrnehmbare und Registrierbare durchaus nicht erschöpft, sondern einer intensiven und extensiven Steigerung fähig ist. Durch die von ihm exakt beschriebene Erkenntnismethodik kann der übersinnliche Anteil am Weltgeschehen in die Forschung einbezogen werden, und er hat dies an einer Fülle neuer Ergebnisse und Aspekte erwiesen. Das Zögern oder Zurückschrecken vor der Blickrichtung auf das sogenannte "Übersinnliche", wie es im heutigeForschungswesen noch meist dominiert, ist eigentlich unbegreiflich, wissen wir doch, daß schon eine so allgegenwärtige Entit wie das Licht etwas "Übersinnliches" ist, da wir ja nie Licht als solches, sondern nur dessen Auswirkungen im Materiellen, die Farben, physisch wahrnehmen. Gerade an den scheinbar so widerspruchsvollen Antworten, die das Licht auf unsere Experimente und einseitigen Instrumente gab, ist ja die Begriffswelt der klassischen Physik in den letzten Jahrzehnten weitgehend gescheitert, weil sich zeigte, daß wir derart das Wesen, die Entität des Lichtes nicht erfassen können. Völlig versagt diese Begriffswelt und Methodik in allem Lebendigen, wo sich ständig ein übersinnliches Agens schaffend und gestaltend manifestiert. Die Erforschung des Geistigen braucht auch geisteswissenschaftliche Methodik, und diese zeigt eben, wenn angewandt, daß sie von der physischen Erscheinung zum Wesen vordringen kann, ja daß das eine erst durch das andere, das ihm untrennbar einverwoben ist, verständlich wird.
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ltentstehung, Kosmogonie und Erdgeschichte sind nicht nur einmalige, sondern ständige Scpfertaten, Manifestationen eines Geistig-Wesenhaften, das ilebendigen Werden in mannigfaltigster Differenzierung anwesend und wirksam ist. Beim Aufsteigen von den übersinnlichen Gestaltungsfaktoren im organischen Werden zum Wesenhaften ist also auch das zweite der oben genannten Erfordernisse anzustreben, d. h. nicht nur abstrakt und generell vom "Geistigen" zu reden, sondern die Differenzierung des Wesenhaften, die Stufen und Gliederungen der Wesenheiten zu erkennen, deren Wirkensart und Wirkensfelder wir in den Stufen und Gliederungen der Erscheinungswelt ablesen. Da auch hierfür eine Konkretisierung, ja eine Art Terminologie erforderlich ist, hat Rudolf Steiner, während er für das Organisch-Lebendige die vorhandene Terminologie unserer Zeit verwendete, in Bezug auf die Gliederung der Welt des Wesenhaften jene Bezeichnungen gewählt, wie sie aus der Erkenntnissubstanz und Überlieferung der christlichen Wesenskunde gegeben waren, die sich seit der griechischen Kulturepoche bis in die christlichen Überlieferungen, z. B. in den Werken aus der Schule Dionysius' des Areopagiten u. a., erhalten haben. Die Erforschung des Wesenhaften muß allerdings heutiger Erkenntnissteigerung und Forschung entsprechen; wenn sie dann auch den aus früherer Weisheit gegebenen Gliederungen entspricht und sie bestätigt, so kann jene Terminologie und Wesenskunde uns erneut auf diesem Wege hilfreich sein. So bestätigte sich auch aus der neuen Erforschung der Differenzierung des Wesenhaften in der Erscheinung die Realität der Gliederung übersinnlicher Reiche und Ordnungen in jene drei Stutenfolgen der Hierarchien, wie sie die griechische und christliche Welt in ihrer Art erlebte, und deren Namen auch für uns Gültigkeit haben, wenn wir die für unser heutiges Forschen adäquaten Erkenntnisinhalte nach Ergänzung und Erweiterung strebend einordnen.
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uf solcher Grundlage übernahm Rudolf Steiner für jene Ordnungen des wirkend Wesenhaften die Bezeichnungen der drei Stufen hierarchischer Gliederung, die in der griechisch-christlichen Terminologie so erlebt wurden, dass in der untersten, dritten Hierarchie das Wesenhafte als Angeloi, Archangeloi, Archai, in der nächsthöheren Stufe der zweiten Hierarchie als Exusiai, Dynamis, Kyriotetes bezeichnet wurde, während sich die höchste, erste Hierarchie dem damaligen Weltbild als Throne, Cherubim und Seraphim ergab, über welcher gegliederten hierarschichen Welt der Wesenheiten die Trinit als höchste, alles umfassende Scpfermacht wirksam ist. Das Werden und zielstrebige Geschehen in der Ganzheit der Schöpfung, der die sich entwickelnde Erscheinungswelt angehört, ist ohne solche Schöpfermacht, ohne solche Gliederung der gestalteten über-sinnlichen Ordnungen nicht möglich, und es ist auch diese Erscheinungswelt in ihrer Ordnung und Zielstrebigkeit r das Erkennen und Forschen des Menschen nur erfaßbar, wenn er sich dieser Einheit und des untrennbaren Ineinanderverwobenseins des Wesenhaften, der Wirkensfelder und des Geslaltungswandels in der Erscheinung bewt wird. Wenn wir darum das Weltbild eines Kepler, der nicht nur drei Gesetze formulierte, sondern, wie auch die großen Erkenntnispioniere der Jahrhunderte, weit umfassender in allem kosmischen und irdischen Geschehen Geistig-Wesenhaftes am Werk sah, heute vertiefen und ausgestalten, ja ein adäquates, das geistige Agens einbeziehendes Weltbild gewinnen wollen, so läßt sich dieser Erkenntnisduktus weiterführen, indem winun auch im organisch-lebendigen Werden in Kosmogonie und Erdgeschichte die Wirkensfelder aufsuchen, in denen jene Wesenheiten und Ordnungen als gestaltendes Prinzip und Agens wirksam sind.
Für die uns in diesem Zusammenhang hier besonders beschäftigenden Ordnungen und Gestaltungsvorgänge im kosmisch-irdischen Werden tritt gemäß der von Rudolf Steiner ' nach den oben genannten Gesichtspunkten gewählten Gliederung insbesondere die zweite Hierarchie in der Stufenfolge der Wesenheiten in den Vordergrund. Er wählte statt der griechischen Bezeichnungen hierfür auch mehrfach solche, die für unser Bewußtsein die Wirkensart jener Wesenheiten näher verdeutlichen, so für die Wirkensstufe der Exusiai die Bezeichnung "Geister der Form", r die Dynamis "Geister der Bewegung", für die Kyriotetes "Geister der Weisheit", r die unterste Stufe der höheren ersten Hierarchie, die Throne, auch "Geister des Willens", und stellte nun dar, wie wir dieses Wesen- hafte in folgenden kosmischen Ordnungen und Vorgängen am Werk erleben können. In jedem planetarischen Organismus, der ja im Sinne Keplers "ein Leib ist, der einem Lebewesen zugehört", sind in der Formgestaltung und Formwandlung Wesenheiten aus der Stufe der Exusiai, der" Geister der Form" wirksam.
In
den großen und sinnvoll geordneten Lebensprozessen, der inneren Beweglichkeit und pulsierenden Rhythmik, wie wir sie im vorigen und in Band I insbesondere für den Erdorganismus darstellten, sind in jedem planetarischen Organismus Wesenheiten auf der Stufe der Dynamis, der "Geister der Bewegung" impulsierend und regelnd wirksam. All dieses formende, gestaltende, bewegende, sich zielstrebig entwickelnde Geschehen findet seine bewußtZusammenfassung und Ordnung in den Wesenheiten auf der Stufe der Kyriotetes, der" Geister der Weisheit". So wie im menschlichen Organismus viele der weisheitsvollsten Prozesse sich zwar unserer eigenen Bewußtseinskapazität entziehen und von uns weder selbst geschaffen, noch durchgeführt werden könnten, jedoch eine hohe, übergeordnete Weisheit offenbaren, so empfängt auch die Ganzheit eines sich lebendig entwickelnden planetarischen Organismus ihre höhere Ordnung erst im Bewußtsein solcher Wesenheiten. Eine noch höhere Stufe des Geschehens in der Ganzheit, die geregelte Bewegung der Weltkörper erhält ihre Impulse aus dem Bereich von Wesenheiten der ersten Hierarchie, der Throne, der "Geister des Willens", und das harmonische Zusammenstimmen der gemeinsamen Bewegungen im Planetensystem erfährt seine Gliederung und Ordnung durch das Wirken von Wesenheiten auf der nächst höheren Stufe der ersten Hierarchie. Die von Bildekräften erfüllten Wirkensfelder des Wesenhaften ordnen sich immer umfassenderen Bereichen des Geschehens und Werdens im Ganzen der Schöpfung ein. Dem Wirken von Wesenheiten auf der Stufe der ersten und höchsten Hierarchie ist nicht nur die Entstehung und Ordnung des Planetensystems, sondern auch das noch umfassendere Zusammenstimmen der Welt der Fixsterne, der Ganzheit des Sternsystems und dessen geregelte Beziehungen zu anderen solchen Systemen zuzuordnen. In jenem wesenhaften Bereich vollzieht sich auch der Übergang von einem "planetarischen Zustand" zum anderen, wie dies eingangs als genetisches Gesetz wiedergegeben wurde, wobei jede zeitlich folgende Evolutionsstufe sowohl eine höhere Metamorphose im Substanz- und Lebensbereich, als auch eine Steigerung der Bewußtseinsstufen bedeutet.
Es wäre eine Nichtachtung der Schöpfungsmächte und auch ein durch keine Erfahrung gerechtfertigter Denkfehler, wenn wir uns den vor uns stehenden Problemen meinten dadurch entziehen zu können, daß wir vorgeben, das Wesenhafte sei nur aerhalb der Schöpfung und Erscheinungswelt zu suchen und somit in der Erkenntnis von ihr getrennt zu halten. In ebenso wissenschaftlich fundierter, wie aus der geistigen Forschung und Wesen und Substanz des christlichen Weltbildes sich ergebender Konsequenz hat Rudolf Steiner dargestellt, wie wir gerade in den scheinbar am tiefsten in die Erscheinungswelt verdichteten Formgestaltungen der Substanz das Wirken und das Sich-Hineinopfern höchster Wesenheiten erleben dürfen. Während in den, vom Aspekt der Naturreiche und des Menschen aus betrachtet scheinbar höchsten
Entwicklungsstadien, wie dem menschlichen Denken, Bewußtsein, dem menschlichen Geistes- und Seelenleben, gerade die untersten der über uns stehenden Hierarchien ihre Berührung mit der irdischen Welt finden, sind die scheinbar weniger geistdurchwirkten, die ins Körperliche verdichteten und hineingestalteten Vorgänge des Lebens und der Substanz, die aber viel weisheitsvoller geordnet sind als unser Denken, der Schöpfertätigkeit, dem ständig wirkenden und umfassend sinnvollen Gestalten höchster Wesenheiten in Sein und Werden zu verdanken.
Denn gerade in diesem Geschehen, das sich in der Natur- und Substanzwelt, im Aufbau des kosmischen und planetarischen Systems,des Erdorganismus, der vitalen Prozesse und Formwandlungen der Organismen bis in die körperliche Spre hinein offenbart, ist weisheitsvollste Ordnung, während in der scheinbar höchsten Stufe des in den irdischen Naturreichen sich zunächst zeigenden Bewußtseins, dem menschlichen Denken, noch das Chaotische überwiegt und erst jener Ordnung harrt, die aerhalb unserer Denksphäre von höheren Bewußtseinsträgern schon verwirklicht ist. Form und Substanz in der Natur um uns sind chster Ausdruck des Geistes und der Bewußtseinsstufen, das menschliche Denken ist in dieser hierarchischen Ordnung noch tiefste Stufe des Bewußt- seins. Doch alle diese sinnlich erfaßbaren und übersinnlichen Bereiche und Ordnungen stehen, wie auch der Mensch, in ständiger Entwicklung und Steigerung im Werdeprozeß und Rhythmus der Ganzheit darinnen. So wie die Wesenheiten der höheren Ordnung im Rhythmus der Werdeepochen immer neue Stufen des Bewußtseins erreichen, neue Inhalte, Gliederungen und Impulse schaffen, und sich jedes Werdende im Werden selbst entwickelt und steigert, so muß auch deMensch nicht bei der Bewußtseinsstufe der heutigen Epoche stehen bleiben, sondem nimmt teil am Aufstieg in die vor ihm von anderen höheren 'Wesen durchlebten Bewußtseinsstufen.
Ein Beharren auf einer Bewußtseins- und Wirkensstufe, während die Entwicklung fortschreitet, bringt in der Ganzheit immer Unordnung und Hemmung mit sich. Daß auch in übersinnlichen Wirkensbereichen das Stehenbleiben von Wesenheiten eintreten und sich bis in den Entwicklungsprozeß ihrer Wirkensfelder und der Naturreiche auswirken kann, hat Rudolf Steiner an mancherlei Symptomen der Erden- und Menschheitsevolution aufgezeigt. Aber in der Ganzheit findet doch auch das Hemmende, das Stehenbleibende, sowohl im geistigen, wie im physischen Prozeß, im letzteren etwa das Anorganische, wieder seine Einordnung und Ausgleichung, weil die höhere Ordnung stetig anwesend und regelnd wirksam ist. Die stete Überwindung des anorganisch Gewordenen durch den dominierenden lebendigen Evolutionsprozeß haben wir im vorigen am Werden und Formwandel des Erdorganismus darzustellen versucht. Hierbei sind höchste Hierarchien am Werk, deren Impulse, Eingriffe und zyklischen Neuordnungen wir bis in die Substanzwelt hinein ablesen können.
Wenn wir heute bis in die kleinsten Einheiten der Substanz hinein eine systemvolle, immer wieder bei Neu-Entdeckungen unser Staunen erregende Gliederung, durch keine Theorie oder Wahrscheinlichkeitsrechnung voll zu erfassende Dynamik und Wirkenspotenz finden, so zeigt sich uns hierin nur ein kleiner Ausschnitt, ein Spiegelbild jener kosmischen Ordnung, aus der diese kleinen und kleinsten Einheiten geworden sind und in ihrem Sein und Werden bestimmt werden. Auch diese Abbilder der Vollkommenheit des Ganzen sind Ausdruck des Wirkens höchster Wesenheiten, wie dies die lebenden Organismen der Naturreiche in Pflanze, Tier und Mensch, der planetarischen Organismen, des Weltorganismus sind. Während sich darin und gerade darin höchste ordnende Weisheit manifestiert, stehen dem menschlichen Bewußtsein, das ja nicht dieser besser geordneten Suhstanzwelt angehört, Wesenheiten der unteren Hierarchien und Bewußtseinsstufen näher. Über dem Menschen und unter dem Menschen und um ihn ist Weisheit gegeben und am Werk. Im Bereich der menschlichen Bewußtseins- und Denksphäre muß sie erst noch Einzug halten. Ihm ist es in die Freiheit gestellt. Er kann sich verschließen und öffnen. Die Geschichte zeigt auch hierin Phasen, Rhythmen und Einzelsymptome. Der menschlichen Bewtseinsentwicklung, wie sie sich im Zeitenlauf der Geschichts- und Kulturepochen manifestiert, ordnete Rudolf Steiner im oben genannten Sinne die Wesenheiten der dritten Hierarchie zu, den Angelos dem Schicksal und Werden des Einzelmenschen ; die Wesenheiten der Archangeloi den Entwicklungsschritten der Menschengruppen, der Volksseelen, die in sich eine organische Evolution vollziehen; die großen Zeitepochen der Geschichte dem Wirken der Archai, der Urbeginne, der "Zeitgeister", die jeweils einer Zeitepoche ein so wesenhaftes Gepräge geben.
Dies
e Wesenheiten der untersten, dritten Hierarchie offenbaren aber auch, wie sie gestalten und wirken im Einklang mit den Wesenheiten der zweiten Hierarchie, deren Wirkensfelder sich im obigen Sinne räumlich und zeitlich in den Gliederungen und Ordnungen der planetarischen und kosmischen Ganzheiten ausprägen. Die geistige Symphonie wird anschaulich bis in die Chroniken, die Zeittafeln, die Evolutionsepochen von Erde und Mensch hinein.
So wird auch wiederum von neuem Aspekt verständlich, daß die Zeit- und Kulturepochen der menschlichen Evolution sich dem Rhythmus der Entwicklung der Erde als Ganzheit und des kosmischen Organismus in harmonisch aufeinander abgestimmten Phasen einordnen, neue Impulse aufnehmen und durchführen, daß Bewußtseinsstufen, Lebensprozesse und Gestaltwandel in allen Bereichen sich gegenseitig abbilden und ergänzen:
W
ie die Wesenheiten der höheren Hierarchien und Bewußtseinsstufen zielstrebig und harmonisch miteinander wirken, so zeigt uns auch die Überschau über die Weltgeschichte jene rhythmisch sich wandelnden und doch organisch sinnvoll gegliederten Metamorphosen und Steigerungen, die das gemeinsame Werden kennzeichnen.



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